Meister werden wollen
Lucien Favre ist in meinen Augen, und da stehe ich sicher nicht allein, einer der besten Fußball-Lehrer, die es gibt. Man hört immer wieder aus den Vereinen, für die er tätig war, dass er extrem gute Arbeit leistet und die einzelnen Spieler besser macht. Man hat hat dies in der Bundesliga z.B. bei Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund gesehen.
Das, was man ihm oftmals unterstellt, ist, dass er die Mannschaften zu wenig mitreißt und begeistert. Ich kann dies nicht beurteilen, kann es mir allerdings tatsächlich nur schwerlich vorstellen. Ich glaube nicht, dass man mit Borussia Dortmund 9 Punkte vor dem FC Bayern München liegen kann, ohne es zu schaffen, die Spieler zu motivieren. Aber warum hat es dann nicht zur Deutschen Meisterschaft gereicht? Ich versuche im Folgenden eine Ferndiagnose, wobei mir klar ist, dass ich auch sehr daneben liegen kann.
Um Deutscher Meister werden zu „können„, ist es notwendig, dies mit aller Macht zu wollen und daran zu glauben. Es ist unmöglich, die Deutsche Meisterschaft zu erringen, wenn man zögert oder zaudert bzw. nicht mit jeder Faser seines Körpers ausstrahlt, dass man genau dieses Ziel hat, nämlich jedes Spiel Vollgas zu geben, um die Meisterschale in der Hand halten zu können.
Ich erinnere mich an ein Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund am 2. Februar 2019. Es war der 20. Spieltag der Saison 2018/2019. Dortmund war in meinen Augen die bessere Mannschaft und hätte, dessen bin ich mir sicher, gewinnen können. Bayern München hat parallel in Leverkusen 1:3 verloren. Der BVB hatte die Chance, wieder auf 9 Punkte davon zu ziehen. Und was machte Lucien Favre? Er beruhigte das Spiel und forderte seine Spieler auf, das Unentschieden und somit den einen Punkt zu sichern. Als ich das gesehen habe, sagte ich zu meinen Freunden: „Borussia wird nicht Meister, ab jetzt geht es bergab.“ Leider behielt ich Recht.
Warum war ich in diesem Moment sicher, dass die Meisterschaft nicht erreicht werden würde? Weil derjenige, der das Team anführt, nicht zu 100% auf Sieg gespielt hat, sondern mit Mittelmaß, nämlich einem Punkt in Frankfurt, zufrieden war. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe höchsten Respekt vor Eintracht Frankfurt, ein toller Verein, eine echte Traditionsmannschaft mit wunderbaren Fans. Trotzdem bewirkt es natürlich etwas im Unterbewussten, wenn der Trainer mit einem Punkt zufrieden ist, anstatt die Spieler aufzufordern, zu 100% Vollgas zu geben.
Genau das gleiche gilt für Unternehmen und Unternehmer. Wenn man nicht mit jeder Faser seines Körpers auf Erfolg fokussiert ist und dies entsprechend vorlebt, dann darf man nicht erwarten, dass die Mitarbeiter/innen voll motiviert und begeistert sind, für dieses Unternehmen tätig sein zu dürfen. Man spricht dann häufig von „innerer Kündigung“, wenn das Arbeitsleben keine Perspektive aufzeigt und das Mittelmaß ausreicht.
Lösung
In einem Leading-the-Leader-Coaching würde ich in einer solchen Situation immer dazu raten, den Mitarbeitern/-innen das Selbstverständnis vorzuleben, dass man maximalen Erfolg anstrebt, diesen Erfolg unbedingt erreichen will und vor allem auch mit aller Macht daran glaubt.